Unsichtbar für Biofouling Sonntag, 12.11.2017
Neue Lacke soll Schiffe für Kleinstlebewesen unsichtbar machen
Evonik
will Schiffsrümpfe für Mikroorganismen unsichtbar machen –
und auf diese Weise vor Schleim, Algen und Muscheln
schützen. Der Biofouling genannte Bewuchs treibt in der
Schifffahrt den Kraftstoffverbrauch und damit auch die
Emission von CO2 auf den Weltmeeren in die Höhe. Die
International Maritime Organization schätzt, dass Biofouling
jährlich Kosten im Milliarden-Dollar-Bereich verursacht.
Evonik arbeitet an einer Lösung des Problems durch neue
umweltfreundliche Lacke, die dem Bewuchs entgegenwirken. Die
kleinen Organismen bekommen dabei vom Lack vorgegaukelt,
dass sie keinen Schiffsrumpf, sondern bloß Wasser vor sich
haben. So versuchen sie häufig erst gar nicht, sich am Rumpf
niederzulassen.
Um den biologischen Bewuchs auf Schiffsrümpfen abzuwehren,
wird für den Lack ein wasserabweisendes (hydrophobes)
Silikon mit einem wasserliebenden (hydrophilen) Polymer
kombiniert. So entstehen Polymere mit wasserliebenden
und wasserabweisenden Bereichen . Die wasserliebenden
Bereiche ziehen das Wasser um den Schiffsrumpf an. Dadurch
bildet sich eine Art Wasserhülle um die Polymere – und die
tarnt den Rumpf vor den Organismen. Der Wechsel mit den
wasserabweisenden Bereichen verwirrt die Kleinstlebewesen
zusätzlich. Sie erkennen die Oberfläche nicht mehr
zweifelsfrei, können den Schiffsrumpf nicht mehr eindeutig
vom Meerwasser unterscheiden. In dieser Unsicherheit bleiben
sie dem Rumpf meist fern.
Eine zweite Abwehreigenschaft ist die Antihaftwirkung der
Lacke aus dem Silikon-Hybridharz SILIKOPON® EF . Sie
erschwert die Ansiedlung der Organismen am Schiffsrumpf von
Anfang an. Die wenigen Organismen, denen es gelingt, am
Schiffsrumpf anzuhaften, soll der Wasserstrom schon bei
geringer Fahrtgeschwindigkeit wieder ablösen.
Die Entwickler sind zuversichtlich, dass sie künftig auch
die Zeitspanne zwischen zwei Neubeschichtungen erweitern
können. Und damit die Kosten für die Instandsetzung zu
reduzieren.
AK12.11.17