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Reifen aus luftiger Masse Montag, 25.12.2017

Michelin Vision besteht aus einem biologisch abbaubaren Rohstoff

Das Rad neu erfinden will der traditionsreiche französische Autozulieferer Michelin – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Forschern des Konzerns zufolge sollen Autos in absehbarer Zeit mit Reifen herumfahren, die nie mehr einen "Platten" haben können. Sie sehen darüber hinaus äußerst futuristisch aus.

Geht es nach der Vision des Großkonzerns, der seit 128 Jahren im Geschäft ist, werden Fahrzeugreifen künftig auf ganz neue Art mit dem 3D-Drucker produziert – und das zudem nicht mehr nur aus Kautschuk beziehungsweise Petroleum-basierten Kunststoffen, die als gefährliches Mikroplastik in unserem Meeren (und über die Fischerei irgendwann in unserem Magen) landen. Vor allem aber wird das Rad nicht mehr mit Luft gefüllt, sondern in einer Einheit aus Reifen und Felge hergestellt. Entsprechend ist auch kein Bedarf mehr für kostspieliges Metall wie Aluminium oder Edelstahl.

Dafür wird das umweltfreundliche Material in eine korallen- oder lungenbläschenartige Struktur gebracht, die an einen Schwamm erinnert. In der Mitte wird sie fest und nach außen hin flexibler sein, so die Forscher des Reifenkonzerns. Laut Michelin werden dann nur noch geringe Mengen an Gummi benötigt, um die notwendige Elastizität zu erreichen. Auch das soll Reifen deutlich nachhaltiger machen.

Ist der Reifen defekt, sollen sich künftig mittels 3D-Printer Teile nachdrucken und ergänzen lassen, was die Langlebigkeit erhöht. Das gilt ebenso für ein abgefahrenes Profil oder die Winterausstattung – aus einem Sommerreifen könnte dann im Drucker die Schnee-taugliche Variante werden. Einen Platten wird es bei diesen Reifen künftig genauso wenig geben wie das Platzen bei hoher Geschwindigkeit.

Das Druckmaterial muss nicht erhitzt werden, genutzt wird vielmehr eine Kaltverfestigungstechnik. Michelin plant außerdem, Sensoren zu integrieren, die erkennen, wenn das Profil abgefahren ist. Ist der Reifen nicht mehr zu reparieren, soll er recycelt werden und ist schlimmstenfalls biologisch abbaubar. Letzteres gilt für heutige Reifen nicht, sie stellen ein großes ökologisches Problem dar.

Bislang handelt es sich bei der neuen Technik allerdings nur um ein – wenn auch fortgeschrittenes – Konzept. Wann der Ökoreifen auf den Markt kommen könnte, ist noch unklar. "Jemand von außen mag denken, dass das ein Traum ist", sagte Terry Gettys, globaler Innovationschef von Michelin, gegenüber US-Medien. Das stimme auch, es sei ein Traum. Aber eben auch mehr als das. "Es ist ein Langzeitkonzept, in dem wir unsere Vision aller Elemente nachhaltiger Mobilität zusammenbringen."

Alle verwendeten Komponenten seien realistisch und jeder einzelne Teil der Vision sei unter aktiver Forschung bei Michelin. Elemente des Zukunftsreifens könnten in den kommenden fünf bis zehn Jahren umgesetzt werden, so Gettys. Wie eine dafür benötigte Infrastruktur aufgebaut werden könnte, ist noch nicht absehbar.

Bild: Michelin - Optisch erinnert der Reifen eher an einen Schwamm.

 

AK
25.12.17