Aufblasbare Brücke Mittwoch, 24.01.2018
Luftkissen statt stützender Gerüste
Mit einer neuen, an der TU Wien entwickelten Baumethode hat die ÖBB-Infrastruktur AG nun eine Wildbrücke an der zukünftigen Koralmbahn errichtet. Statt stützender Gerüste kam ein Luftkissen zum Einsatz.
Will man Brücken oder Kuppeln in gewöhnlicher
Schalenbauweise errichten, dann muss man normalerweise ein
teures Gerüst aufstellen. An der TU Wien wurde nun
allerdings eine deutlich ressourcenschonendere und billigere
Bautechnik entwickelt: Der Beton wird während des
Bauprozesses nicht von einer Stützkonstruktion getragen,
sondern von einem Luftkissen, das langsam aufgeblasen wird.
Erste Großversuche fanden bereits vor drei Jahren auf einem
Testgelände der TU Wien statt, nun wurde die neue Methode
erstmals in der Praxis eingesetzt. Die ÖBB-Infrastruktur AG
wandte mit TU-Unterstützung das Bauverfahren erfolgreich an,
um eine Wildbrücke über einen neugebauten Streckenabschnitt
der Koralmbahn zu errichten.
Man beginnt mit einer ebenen Betonfläche mit
keilförmigen Aussparungen, die zu einer runden Kuppel wird.
Unter der Betonplatte befindet sich ein riesengroßes
Luftkissen aus Kunststoff, das langsam aufgeblasen wird,
wenn der Beton ausgehärtet ist. Hydraulisch gespannte
Stahlkabel sorgen dafür, dass der Beton während dieses
Vorgangs die richtige Form annimmt. Der Aufblasvorgang zu
einer länglichen Betonkuppel mit einer Innenhöhe von 7.60m
dauerte ungefähr fünf Stunden. Um aus der Kuppel eine Brücke
zu machen, wurde die Betonschale dann an beiden Enden
abgeschnitten und mit einem Torbogen-Abschluss versehen. Die
neue Koralmbahnstrecke wird unter der Brücke hindurchgebaut,
außen an der Betonkonstruktion wird noch Erde angeschüttet,
sodass Tiere in Zukunft problemlos über die Brücke auf die
andere Seite der Bahnstrecke gelangen können.
Die Methode hat große Vorteile, verglichen mit herkömmlichen
Brückenbautechniken: Man benötigt ein kleines bisschen mehr
Beton, aber dafür 40% weniger Stahl. Es wird damit
gerechnet, dass diese Methode schließlich Einsparungen in
der Größenordnung von 15-30% bringt.
Bild: TU Wien - Durch Aufblasen eines Luftkissens wird eine ebene Betonfläche angehoben und gewölbt. Anschließend wird eine weitere Schicht oben zur Verstärkung der Konstruktion aufgetragen.
AK
19.1.18