Dehnbare Brücke Donnerstag, 29.03.2018
Weil sich eine Brücke je nach Temperatur ausdehnt und zusammenzieht, sind bei längeren Brücken teure und wartungsintensive Dehnfugen erforderlich.
Bei einer Brücke mit einer Länge von 100 Metern ergeben sich schon einige Zentimeter Längenunterschied zwischen Sommer und Winter. Besonders im Winter, wenn sich der Beton zusammenzieht, können schwere Schäden in der Asphaltfahrbahn entstehen. Mit Dehnfugen lässt sich das Problem beheben: Die Brücke besteht dann aus mehreren Teilen, die sich in einem gewissen Ausmaß frei gegeneinander verschieben können – doch diese Dehnfugen sind ein typischer Schwachpunkt moderner Brückenbauten. Sie brauchen immer wieder Wartung, müssen manchmal ausgetauscht werden, und sind die Ursache für etwa 20 % der Brücken-Instandhaltungskosten. Da sind allerdings die volkswirtschaftlichen Schäden noch gar nicht mitberücksichtigt, die durch Umleitungen, Staus und Verkehrsbehinderungen anfallen.
An der
TU Wien
wurde nun eine Brückenvariante entwickelt, bei der auf diese
Dehnfugen verzichtet wird. Die Technik wurde von der ASFINAG
beim Bau der 112 m langen Satzengrabenbrücke an der
Nordautobahn erstmals eingesetzt. Nun hat die dehnfugenlose
Brücke ihren ersten Winter überstanden. Die Messergebnisse
zeigen, dass die neue Technik bestens funktioniert.
Bei der neuen Variante der TU Wien verteilt man die
Verformung auf einen größeren Bereich, statt sie in
einzelnen Fugen am Anfang und am Ende der Brücke
aufzunehmen. 20 bis 30 Betonelemente werden hintereinander
aufgereiht und mit Seilen aus einem speziellen
Glasfaser-Werkstoff miteinander verbunden. Die Konstruktion
ähnelt einer Kette von Perlen, die auf einem Gummiband
aufgefädelt sind: Wenn daran gezogen wird, erhöht sich der
Abstand zwischen allen Perlen gleichmäßig im selben Ausmaß.
Wenn sich die Brücke im Winter verkürzt, entstehen zwischen
benachbarten Betonelementen kleine Spalten – allerdings nur
im Millimeterbereich, sodass diese keine Gefahr für die
Asphaltfahrbahn darstellen. Wichtig war, eine passende
Asphaltmischung zu entwickeln, mit der man die Betonelemente
bedecken kann. Sie muss flexibel genug sein, um die
millimeterkleinen Bewegungen mitzumachen, ohne dabei rissig
zu werden.
Foto: TU Wien - 112 Meter lange Satzengrabenbrücke - Österreichs längste integrale Brücke
AK
29.3.18