Mikroplastik in der Luft Samstag, 17.08.2019
Wissenschaftler weisen Kunststoff im Schnee der Alpen und der Arktis nach.
Winzige Mikroplastikpartikel wurden in den vergangenen
Jahren vielfach im Meer- und Trinkwasser und sogar in Tieren
nachgewiesen. Die winzigen Kunststoffteilchen werden aber
auch über die Atmosphäre transportiert und insbesondere mit
dem Schnee aus der Luft ausgewaschen – selbst in so
entlegenen Regionen wie der Arktis und den Alpen. Das zeigt
eine aktuelle Studie von Forschenden des
Alfred-Wegener-Instituts (AWI) und des schweizerischen
WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF in der
Fachzeitschrift Science Advances.
Die AWI-Experten konnten durch eine Analyse von
Schneeproben aus Helgoland, Bayern, Bremen, den Schweizer
Alpen und der Arktis feststellen, dass Schnee an allen Orten
hohe Konzentrationen an Mikroplastik aufweist – selbst in
den entlegenen arktischen Gebieten, auf der Insel
Spitzbergen und sogar im Schnee auf treibenden Eisschollen.
Es läge auf der Hand, dass ein Großteil des Mikroplastiks
über die Luft in den Schnee gelangt. Die höchsten Werte im
Schnee fanden die AWI-Forscherinnen und Forscher in Proben
an einer Landstraße in Bayern – hier lag die Konzentration
bei 154.000 Partikeln pro Liter. Der Schnee in der Arktis
enthielt immerhin noch bis zu 14.400 Partikel pro Liter.
Je nach Standort konnten die Forschenden ganz verschiedene
Kunststoffe nachweisen. In der Arktis fanden sie vor allem
Nitrilkautschuk, Acrylate und Lackteilchen, die in einer
Vielzahl von Anwendungen zum Einsatz kommen. Aufgrund seiner
Beständigkeit gegenüber vielen Kraftstoffen und großen
Temperaturspannen wird Nitrilkautschuk zum Beispiel häufig
in Dichtungen und Schläuchen verwendet. Kunststoffhaltige
Lacke finden in vielen Bereichen Anwendung, so etwa in den
Oberflächen von Gebäuden, Schiffen, Autos und
Offshore-Anlagen. An der Bayerischen Landstraße enthielte
die Proben vor allem verschiedene Arten von Kautschuk.
Dieses wird in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt,
unter anderem auch bei Autoreifen.
Mit Hilfe von
Infrarotspektroskopie werden selbst kleinste Partikel
nachgewiesen – in dieser Studie bis zu einer Größe von 11
Mikrometern. Der Schnee wird geschmolzen und das
Schmelzwasser durch einen Filter gegossen. Der Rückstand
wird dann im Infrarotmikroskop mit Infrarotlicht bestrahlt.
Je nach Plastiksorte werden unterschiedliche Wellenlängen
absorbiert und reflektiert, sodass sich am optischen
Fingerabdruck nachweisen lässt, um welchen Kunststoff es
sich handelt.
Presseerklärung des AWI vom 14.09.2019
Melanie Bergmann, Sophia Mützel, Sebastian
Primpke, Mine B. Tekman, Jürg Tachsel, Gunnar Gerdts:
White and wonderful? Microplastics prevail in snow from
the Alps to the Arctic, Science Advances, DOI: 10.1126/sciadv.aax1157
Bildquelle: AWI - Schneeproben aus arktischem Meereis (Foto:
Kajetan Deja)
BB
15.09.19