Sanierung der Meteor Gummiwerke voll im Plan Donnerstag, 27.12.2012
Die Sanierung des Automobilzulieferers liegt fast ein Jahr nach Insolvenzantrag voll im Plan. Investorenprozess läuft erfreulich, Insolvenzverwalter Christopher Seagon erwartet Abschluss im ersten Quartal 2013.
„Wir konnten die Effizienz in der Produktion deutlich steigen“, sagt Insolvenzverwalter Christopher Seagon. So habe sich die Ausschussquote deutlich reduziert. „Mit derzeit 1.700 Beschäftigten erzielen wir einen ähnlichen Umsatz wie das Unternehmen zuvor mit etwa 2.000 Beschäftigten erwirtschaftet hat“, zeigt sich Seagon zufrieden mit der Umsetzung bisheriger Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen.
Die verschlechterte Absatzlage in der Automobilbranche führt
jedoch naturge- mäß zu rückläufigen Bestellungen bei den
Automobilzulieferern. Konnten dafür notwendige
Personalanpassungen bisher ohne betriebsbedingte Kündigungen
erfolgen, müssen die Meteor Gummiwerke jetzt allerdings 85
betriebsbedingte Kündigungen am Standort in Bockenem
aussprechen. Diese Mitarbeiter erhalten das Angebot, für bis
zu sechs Monate in eine Beschäftigungs- und Qualifizie-
rungsgesellschaft (BQG) zu wechseln. Dort erhalten sie 80
Prozent ihrer bisheri- gen Bezüge und werden auf künftige
berufliche Aufgaben vorbereitet.
Die Kündigungen
kurz vor dem Jahreswechsel waren leider deshalb notwendig,
da eine Finanzierung der BQG nur noch in diesem Jahr möglich
ist. „Ohne BQG
aber, hätten sich die 85 Mitarbeiter
sozial schlechter gestellt, dass wollten wir unbedingt
vermeiden“, sagt Seagon.
„Wir können nur so viele
Mitarbeiter beschäftigten, wie wir auch Aufträge haben“,
erklärt der Insolvenzverwalter. Zwar gibt es von den
Autoherstellern klare Signa- le, dass Meteor nach
überstandener Insolvenz mit einem neuen Investor auch wieder
neue Aufträge bekommt, doch noch befindet sich der
Zulieferer im Inves- torenprozess. „Die Gespräche mit den
Interessenten laufen gut, sind aber kom- plex“, sagt Seagon.
Er sieht allerdings reelle Chancen, sich im ersten Quartal
2013 mit einem Investor über die Übernahme von Meteor
einigen zu können. „Dann haben alle Beteiligten, allen voran
die Beschäftigten und Kunden, die not- wendige Klarheit über
die Zukunft des Unternehmens“. Die Personalanpassun- gen
erfolgten den arbeitsrechtlichen Vorgaben entsprechend nach
intensiven Verhandlungen mit dem Betriebsrat.
Über das
bisherige Insolvenzverfahren
Die Geschäftsführung
der Meteor Gummiwerke K. H. Bädje GmbH & Co. KG mit Sitz
in Bockenem hatte Mitte Januar 2012 beim zuständigen
Amtsgericht in Hil- desheim Antrag auf Eröffnung eines
Insolvenzverfahrens gestellt. Der vom Ge- richt bestellte
vorläufige Insolvenzverwalter Christopher Seagon konnte sich
nach komplexen Verhandlungen mit wesentlichen Kunden, Banken
und Lieferanten über die Fortführung des Geschäftsbetriebes
einigen und so die störungsfreie Weiterbelieferung der
Kunden vor allem in der Automobilindustrie gewährleisten.
Durch die gelungene Fortführung bleiben zudem die
Vermögenswerte des Un- ternehmens stabil.
Anfang
April 2012 hat das Gericht das Insolvenzverfahren über das
Vermögen des Automobilzulieferers eröffnet und Rechtsanwalt
Christopher Seagon zum Insolvenzverwalter bestellt. Der
anstehende Investorenprozess musste von Sea- gon so
gründlich wie nötig vorbereitet werden, da das Unternehmen
bereits vor dem Insolvenzantrag einen Verkaufsprozess
gestartet hatte, der 2011 allerdings scheiterte. Ein bereits
unterzeichneter Kaufvertrag wurde nicht erfüllt, da der
vermeintliche Investor den Kaufpreis nicht gezahlt hatte.
Daraufhin musste Me- teor Insolvenzantrag stellen.
Über Meteor:
Meteor produziert
hochspezialisierte Dichtungen und Dichtsysteme aus Gummi
oder Elastomeren, die unter anderem in Automobilen,
Schienen- und Luftfahr-
zeugen, in Gebäuden sowie in
Elektro- und Haushaltsgeräten eingesetzt werden und dort für
Sicherheit, Funktionalität und Komfort sorgen. Kunden des
Unter- nehmens stammen entsprechend aus den Bereichen
Automobil- und Automobil- zulieferindustrie sowie aus
technischen Industriezweige wie Umwelttechnik, Son-
derfahrzeugbau, Hoch- und Tiefbau und aus der Verpackungs-
und Elektroin- dustrie. Meteor erwirtschaftete 2011 mit
weltweit 2.300 Mitarbeitern einen Jah- resumsatz von 221
Millionen Euro. In Deutschland waren bei Insolvenzantrag am
Stammsitz in Bockenem 1.700 Mitarbeiter beschäftigt, am
Standort in Worbis/Thüringen etwa 240 Mitarbeiter. Seit
Insolvenzantrag wurden etwa 250 Arbeitsplätze ohne
Kündigungen allein durch natürliche Fluktuation, auslaufende
Zeitverträge und freiwillige Aushebungsverträge abgebaut.
Die
Tochtergesellschaft Meteor Weigelt GmbH & Co. KG mit
Sitz in Bietigheim- Bissingen hatte ebenfalls Ende Januar
beim Amtsgericht Hildesheim Insolvenz- antrag gestellt. Auch
dieses Verfahren wurde zum 1. April 2012 eröffnet und
Rechtsanwalt Christopher Seagon zum Insolvenzverwalter
bestellt. Das Unter- nehmen hat etwa 100 Mitarbeiter und
produziert für die Automobilindustrie Spritzgussteile. Die
Vermögenswerte dieses Unternehmens wurden im Novem- ber 2012
an den strategischen Investor AGOR GmbH aus Hörselgau
verkauft.
Erstellt am 19.12.2012