Künstliche Hornhaut schenkt Augenlicht Mittwoch, 02.01.2013
In Deutschland warten 7000 Menschen auf eine Spenderhornhaut, die jedoch wie alle Spenderorgane Mangelware ist. Um diese Situation zu entschärfen, hat das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam in enger Zusammenarbeit mit dem Aachener Centrum für Technologietransfer ACTO e. V. künstliche Hornhäute entwickelt.
Wissenschaftliche Partner im Projekt »ARTCORNEA« sind die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das ACTO e. V. und die Augenklinik Köln-Merheim.
Es wurden zwei unterschiedliche künstliche Hornhäute
entwickelt. Eine davon, ArtCornea®, kann als einfacher
Transplantatersatz Patienten eingesetzt werden, die eine
Spenderhornhaut gut vertragen, aber wegen des großen Mangels
keine erhalten. Basis von ArtCornea® ist ein Polymer, das
Wasser gut aufnehmen kann. Die Transplantatoberfläche ist
mit einer neuen Oberflächenbeschichtung versehen, die die
Oberfläche selektiv funktionalisiert. Der Haptikrand etwa
wurde chemisch so verändert, dass er etwas hydrophober, also
wasserabstoßender ist und Zellen darauf anwachsen können. So
verbindet sich das Implantat mit dem umgebenden humanen
Gewebe und erhält Stabilität. ArtCornea® lässt
sich optisch gut verankern, man erkennt nur noch die Naht.
Es ist leicht implantierbar und ruft keine Immunreaktion
hervor.
Auch bei der zweiten künstlichen
Hornhaut, ACTO-TexKpro genannt, ist es gelungen, ein
chemisch und biologisch inertes Basismaterial biologisch
kompatibel zu machen. Hierfür wurde ein textiles
Ausgangsgewebe aus Polyvinylidendifluorid selektiv mit einem
reaktiven Molekül beschichtete, so dass der Rand des
Implantats fest mit der natürlichen Hornhaut verwachsen
kann, während die innere Optik aus Silikon frei von Zellen
und somit klar bleibt. Die ACTO-TexKpro eignet sich vor
allem für die Erstversorgung, etwa wenn die Hornhaut durch
chronische Entzündungen, schwere Unfälle sowie Verätzungen
oder Verbrennungen zerstört wurde.
Die
künstlichen Hornhäute wurden zunächst im Labor geprüft und
anschließend in vivo mehreren Kaninchen eingesetzt. Die
implantierten Prothesen erwiesen sich über sechs Monate als
reizfrei eingeheilt, klar und dicht im Auge verankert, eine
Abstoßung fand nicht statt. Die Kontrollen nach den
Operationen zeigten, dass die Tiere die künstlichen
Hornhäute gut vertragen. Demnächst sollen die klinischen
Tests an der Augenklinik Köln-Merheim starten. Die Chancen,
dass sich die bisherigen positiven Ergebnisse in den
klinischen Prüfungen bestätigen, stehen.
Bild: Fraunhofer IAP - Die künstliche Hornhaut ArtCornea® lässt sich leicht implantieren. Sie ruft keine Immunreaktion hervor.
Erstellt am 02.01.2012