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Vorurteile kontern Samstag, 13.03.2021

Anstrengungen der Hersteller von Kunststoffverpackungen für eine bessere Kreislaufführung diskutieren.

Denkverbote gepaart mit der allgemeinen Fünf-vor zwölf-Stimmung führen dazu, dass schnelle und einfache Antworten gesucht werden. Doch die Welt ist kompliziert. Über die aktuelle Kunststoff-Debatte sowie die Anstrengungen der Hersteller von Kunststoffverpackungen für eine bessere Kreislaufführung ihrer Produkte wollen wir mit Ihnen diskutieren. Denken Sie weiter mit Dr. Martin Engelmann, IK Industrievereinigung Kunststoffverpackung e.V., auf dem auf dem WIP-Jahresforum 2021│Lösungsansätze für nachhaltigen Kunststoff am 16. Juni 2021:

Nach Meinung von Engelmann scheint im Moment jedes Mittel recht zu sein, wenn es um Kunststoffverpackungen geht. Ganz ungeniert dachte beispielsweise der EU-Umweltkommissar, Virginijus Sinkevicius, gleich nach seiner Ernennung in einem Interview mit dem SPIEGEL laut über ein generelles Verbot von Kunststoffverpackungen nach. Nur Tage zuvor hatte Frankreich weitreichende Verbote von Kunststoffverpackungen beschlossen. Auch in Deutschland herrsche keine Ruhe in Sachen Plastik-Verbote, wie z.B. das Verbot von leichten Kunststofftüten zeigt. Ein von Lobbygruppen orchestriertes „Bündnis zur Lösung der Plastikkrise“ habe der Politik noch weitreichendere Forderungen präsentiert und lautstark ihre sofortige Umsetzung verlangt. Und die neue sogenannte EU-Plastikabgabe diene zwar nur dazu, Löcher im EU-Haushalt aufgrund des Brexit zu stopfen. Gleichwohl befördere der Name der Abgabe, die anhaltende Plastikdebatte und die leeren öffentlichen Kassen den Wunsch nach neuen nationalen Steuerquellen.

In normalen Zeiten hätten solche radikalen Forderungen keine Chance, vom Mainstream der Medien aufgenommen zu werden und damit in das Bewusstsein von Politik, Wirtschaft und Verbrauchern zu gelangen. Doch wir würden bekanntlich nicht in normalen Zeiten leben. Umweltthemen prägten – auch in der Corona-Pandemie – die gesellschaftliche Debatte wie schon lange nicht mehr. Neben weniger CO2-Emissionen gehe es immer häufiger auch um weniger Plastik. Weil beide Ziele zeitgleich diskutiert würden, würden viele denken, dass beides auch zusammengehört. Zeit für Differenzierung und das Auflösen von Zielkonflikten bleibe nicht. Vermeintliche Wahrheiten („Plastik schadet der Umwelt“) verwandele radikale politische Forderungen in allgemeine Dogmen („Weniger Plastik ist gut“), die nicht mehr infrage gestellt würden (dürften).

Solche Denkverbote gepaart mit der allgemeinen Fünf-vor zwölf-Stimmung führten dazu, dass schnelle und einfache Antworten gesucht werden. Das würden Markenhersteller und Handel spüren, die getrieben vom Marketing auf alternative Verpackungsmaterialien ausweichen, auch wenn diese gegenüber Kunststoffverpackungen häufig eine schlechtere Ökobilanz aufwiesen. Und das nutzten die Hersteller von Glas- und Papierverpackungen, die zur Rückeroberung verloren gegangener Märkte blasen.

Einfache Lösungen beruhigten das Gewissen. Doch die Welt sei kompliziert. Wer nicht bereit sei, vermeintliche Wahrheiten zu hinterfragen, würde in eine Sackgasse laufen. Für die Politik hieße das, den betörenden Rufen nach tatsächlichen und faktischen Verboten zu widerstehen und sich Lösungsalternativen offen zu halten. Denn wer ständig weiter an der Regulierungsspirale drehe, nehme insbesondere den mittelständischen Unternehmen die Planungssicherheit für dringend notwendige Investitionen in besser recyclingfähige Verpackungen und einen höheren Rezyklateinsatz.

 

AK
1.3.21