Deutsch

 

.

EU-Chemikalienstrategie Samstag, 04.12.2021

Der Europäische Chemieverband (CEFIC) legt eine erste Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit vor, durchgeführt vom Wirtschaftsforschungsunternehmens Ricardo Energy & Environment.

CEFIC hat untersuchen lassen, welche ökonomischen Folgen die in Brüssel geplante „EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit“ für die chemische Industrie in Europa voraussichtlich haben wird. Die EU hatte ihre Chemikalienstrategie im Oktober 2020 vorgestellt und darin weitreichende Reformen angekündigt. Ein Gesetzgebungsverfahren zur Änderung der CLP-Verordnung (Regulation on Classification, Labelling and Packaging of Substances and Mixtures) soll Mitte nächsten Jahres beginnen. Mit Vorschlägen zur Änderung der REACH-Verordnung (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) ist ab Ende 2022 zu rechnen. Die Auswirkungen dieser beiden Maßnahmen aus der Chemicals Strategy for Sustainability, CSS, wurden untersucht.

Die analytischen Bewertungen stützen sich auf die Eingaben von mehr als 100 europäischen Chemieunternehmen.

Nach dieser ersten Studie könnten allein 12.000 chemische Stoffe in den Anwendungsbereich der beiden anstehenden Gesetzesvorschläge fallen: die Änderungen der CLP-Verordnung und die Anwendung eines Allgemeinen Risikoansatzes, was pauschale Stoffverbote zur Folge haben kann.  Die Studie ergab, dass diese Stoffe bis zu 43 Prozent des Gesamtumsatzes der europäischen chemischen Industrie ausmachen könnten. Das entspricht 214 Milliarden Euro.

In einem zweiten Schritt wurden verschiedene Gewichtungsfaktoren angewandt, die noch zur Diskussion stehende technische Definitionen und Kriterien aus der CSS betrachten und letztendlich Aufschluss über die Tragweite der legislativen Änderungen geben werden. Die Berater kommen zu dem Schluss, dass das am wahrscheinlichsten betroffene Produktportfolio immerhin noch bis zu 28 Prozent des geschätzten Umsatzes der Branche ausmachen wird.

Die befragten Unternehmen gaben an, dass etwa ein Drittel dieses höchstwahrscheinlich betroffenen Portfolios von 28 Prozent potenziell substituiert oder umformuliert werden könnte. Inwieweit die Unternehmen in der Lage sind, potenziell betroffene Produkte zu ersetzen, hängt jedoch weitgehend von den Einzelheiten der bevorstehenden Verordnungen ab. Außerdem kommt es darauf an, was technisch und wirtschaftlich machbar ist, und wie die Kunden auf die Ersatzstoffe oder neu formulierte Produkte reagieren werden.

Die am stärksten betroffenen nachgeschalteten Sektoren werden voraussichtlich Klebstoffe und Dichtstoffe, Farben sowie Wasch- und Reinigungsmittel sein.

Da bisher nur zwei der in der CSS vorgeschlagenen Maßnahmen bewertet wurden, werden die kumulativen Auswirkungen aller weiterer in der Strategie angedachten Änderungen noch größer sein. Zurzeit arbeitet die EU z.B. zusätzlich an einer Registrierung von Polymeren sowie an einer Beschränkung von Mikroplastik unter der REACH-Verordnung. Zudem wurden die Wirkung dieser Maßnahmen auf die europäischen Chemikalienexporte bisher nicht untersucht. Dieser Bereich könnte die Gesamtauswirkungen aber noch erheblich verstärken.

 

Bildquelle: PE des VCI vom 2. Dezember 2021_Karramba Production/stock.adobe.com

 

AK
4.12.21