Chemistry4Climate und die Rolle der Kunststoff-Kreislaufführung

Kohlenstoffe aus dem Kunststoffrecycling sind ein wesentlicher Faktor für eine klimaneutrale chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland. Das ist dem Abschlussbericht der Initiative Chemestry4Climate, April 2023, zu entnehmen.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie kann und will in Deutschland bis 2045 klimaneutral werden. Welche Bedingungen dazu notwendig sind, hat die Branche zwei Jahre lang auf der Klimaschutzplattform „Chemistry4Climate“ unter den Themen Kunststoff-Kreislaufführung, Biomasse, Co2-Quellen, Strom aus erneuerbaren Energien, Wasserstoff, Finanzierung der Transformation erarbeitet. In allen betrachteten Szenarien muss durch verstärktes Kunststoff-Recycling mehr Kohlenstoff im Kreislauf gehalten werden.

Es wurden deshalb auch Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die Kunststoff-Kreislaufwirtschaft aufgestellt (Kapitel 4.1) – Auszug:

  • Zur Umsetzung der Ziele des Green Deal, der Klimaschutzziele der EU und Deutschlands sowie der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft im Bereich der Kunststoffprodukte und -abfälle sei es erforderlich, die Ökobilanz (Life Cycle Assessment, LCA) in Kombination mit technischen Möglichkeiten und wirtschaftlicher Zumutbarkeitzum entscheidenden Kriterium für den Umgang mit Kunststoffströmen und das Stoffstrommanagement in der EU zu machen.
  • Eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe müsse in der Industrie ganzheitlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette und des Produktlebenszyklus betrachtet und die Produktion vom Verbrauch fossiler Rohstoffe entkoppelt werden.
  • Die Weiterentwicklung von Verarbeitungstechnologien und Stoffströmen solle unter den Prämissen der Technologieoffenheit und Komplementarität zueinander erfolgen.
  • Reine Rezyklatquoten würden fehlleiten, da hier immer ein Zwischenstadium „Abfall“ erforderlich ist. Die Einführung einer „Kreislaufwirtschaftsquote“ oder „Substitutionsquote“ als eine messbare Bewertung für den Ersatz von Primärrohstoffen durch Sekundärrohstoffe aller Art (Reststoffe und Gebrauchtmaterialien ohne Abfalleigenschaft, Nebenprodukte, Rezyklate und andere abfallende Materialien etc.) könne ggfs. helfen.
  • Um den binnenmarktinternen Ex- und Import von Sekundärrohstoffströmen zwischen Mitgliedstaaten zu Verarbeitungsanlagen in anderen EU-Staaten zu erleichtern, müssten gesetzliche Anforderungen angepasst werden.
  • Für die öffentliche Wahrnehmung müsse Aufklärungsarbeit geleistet werden. Das häufig negative Image in der Öffentlichkeit müsse sich dahin gehend ändern, dass der Wert von Kunststoffen, ihre vorteilhaften Eigenschaften in hochwertigen Anwendungen sowie ihr Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele besser wahrgenommen werden.

Bei der Initiative Chemistry4Climate engagierten sich knapp 80 Partner aus der Industrie, Nicht-Regierungsorganisationen und der Politik, um notwendige Voraussetzungen für eine treibhausgasneutrale chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland zu erarbeiten. Ins Leben gerufen wurde die Plattform von den Verbänden VCI und VDI, die beteiligten Unternehmen kommen aus den Branchen Chemie, Energie, Entsorgung, Anlagenbau, Gebäude und Verkehr sowie weiteren energieintensiven Branchen. Gefördert wurde Chemistry4Climate durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Bild: VCI/Neumann –  v.r.n.l.: Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer Verband der Chemischen Industrie e. V.; Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz; Dieter Westerkamp, Direktor Verein Deutscher Ingenieure e. V.

AK
2.5.23

VCI/Neumann -  v.r.n.l.: Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer Verband der Chemischen Industrie e. V.; Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz; Dieter Westerkamp, Direktor Verein Deutscher Ingenieure e. V.