Ein aktuelles Gutachten des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nicht innerbetriebliche Innovationstätigkeit allein, sondern vor allem der Wille und die Fähigkeit zur kollaborativen Innovation zentral dafür ist, dass Unternehmen die Chancen realisieren, die sich aus der Circular Economy ergeben.
Eine neue Kultur der Zusammenarbeit könne dem Mittelstand ermöglichen, die Wertschöpfungspotenziale der Zirkularität für sich zu erschließen.
Auf der Grundlage von Interviews zeigt das Gutachten die Motivation von Mittelständlern und die aktuelle Herausforderung für kollaborative Innovationen im Bereich der Circular Economy auf – u.a.:
- Das Zustandekommen von FuE-Kooperationen zwischen KMU und Hochschulinstituten werde auch durch ein Informationsdefizit erschwert. Vielfach mangele es KMU an Kenntnissen zum Leistungsspektrum möglicher Partnerinstitute sowie zu geeigneten Ansprechpartnern. Vertrauen, das durch persönliche Kontakte zwischen den Partnern bereits vor einer formellen Kooperation aufgebaut wurde, verbessere die Chancen, dass technologische und kulturelle Herausforderungen tatsächlich überwunden werden können, und erhöhe die Innovationsperformance von KMU.
- Unternehmen stünden vor der Herausforderung, das notwendige Wissen für die Entwicklung von Innovationen in der Kreislaufwirtschaft zu erschließen. Obwohl das für die Entwicklung zirkulärer Innovationen notwendige Wissen bereits vorhanden ist, sei es auf viele Akteure verteilt, die oft nicht miteinander kommunizieren.
- Durch Zusammenarbeit entlang der Produktionskette könnten die Unternehmen Rohstoffe effizienter nutzen und Abhängigkeiten von Zulieferern verringern.
- Innovationen im Bereich der Kreislaufwirtschaft könnten die Geschäftsmodelle von Unternehmen grundlegend verändern. Maßnahmen wie die Verlängerung der Produktlebenszyklen oder die Umstellung auf „Pay-per-use“-Modelle stünden oft im Konflikt mit diesen ökonomischen Zielen und folgten einer anderen Wertschöpfungslogik. Eine strategische Neuausrichtung in Richtung Circular Economy erfordere daher eine hohe Bereitschaft zu Veränderungen und Risiken.
- Machtstrukturen innerhalb einer Lieferkette könnten den Handlungsspielraum von Unternehmen einschränken, wenn es darum geht, nachhaltigere Geschäftskonzepte im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Darüber hinaus könnten wettbewerbs- und kartellrechtliche Hürden die Zusammenarbeit, insbesondere zwischen marktführenden Unternehmen, erschweren.
- Regionale und überregionale Akteure, Initiativen und Plattformen könnten dazu beitragen, die Chancen kollaborativer Innovationsprozesse in der Circular Economy frühzeitig zu erkennen und Vertrauen in Kooperationen zu gewinnen.
- Aber auch staatliche Maßnahmen seien wichtig. So sollten Initiativen gefördert werden, die Materialkreisläufe über ganze Produktionsketten schließen. Auch sollte über eine Weiterentwicklung des Kartellrechts nachgedacht werden. So müsste geklärt werden, unter welchen Umständen Effizienzvorteile zur Erreichung von Nachhaltigkeits- und Zirkularitätszielen spezifische Formen der Kollaboration rechtfertigen, die heute in Konflikt mit dem Kartellrecht stehen.
AK
30.6.24