Plastik im Meer auch abseits der Müllstrudel

In einer aktuellen Studie hat ein Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), in einem entlegenen Meeresschutzgebiet im Pazifischen Ozean nun ebenso große Mengen Mikroplastik nachgewiesen wie in einem der größten bekannten Müllstrudel.

Die Forschenden warnen: Plastik sei viel großräumiger verteilt als vermutet. Das gesamte Ökosystem Ozean sei bedroht. Daher müsse der Eintrag von Plastik ins Meer weltweit und so schnell wie möglich unterbunden werden, fordern sie. Die Studie ist im Fachmagazin Environmental Science & Technology veröffentlicht.

Im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) soll in diesem Jahr ein globales Plastikabkommen verabschiedet werden, um die Verschmutzung der Meere durch Plastik zu stoppen. Unabhängige Wissenschaftler stehen als Teil der Scientists Coalition for an Effective Plastics Treaty den Delegierten der UN-Mitgliedsstaaten beratend zur Seite. Neben einer weitgehenden Minderung der Plastikproduktion durch eine Vermeidung verzichtbarer Plastikprodukte und den Ausbau von Mehrwegangeboten müsse nach Ansicht vieler Forschender die chemische Zusammensetzung von Plastikprodukten vereinfacht und verbessert werden. Nur so sei eine gesundheitlich unbedenkliche Wiederverwendung und höhere Recyclingquoten überhaupt möglich.

Je länger Plastik Sonne, Wind, Wellen und Salzwasser ausgesetzt ist, desto mehr verwittert und zerfällt es. Aus anderen Studien ist bereits bekannt, dass größere unzersetzte Plastikgegenstände und -partikel vor allem dort vorkommen, wo Plastik ins Meer gelangt. Je weiter die Partikel transportiert werden, desto kleiner und verwitterter sollten sie sein. Genau das konnten die Forscher mit der Untersuchung zeigen. Wie erwartet konnten in den Proben, die im Bereich des sogenannten Großen Pazifischen Müllstrudels genommen wurden, die höchsten Plastikmengen nachgewiesen werden. Die Forscher klären auf: Es handele sich dabei keinesfalls um einen Müllteppich mit Plastikteilen dicht an dicht. Plastikbeseitigungssysteme müssten folglich riesige Meeresgebiete abfahren, um nennenswerte Mengen von Plastik einzusammeln. Die meisten Teile seien eher kleine Fragmente, die Netzen entkommen oder sich nur mit erheblichen tierischem „Beifang“ einsammeln ließen. Die Reduzierung von Einträgen sei also unverzichtbar.

Bild: Detail einer Probe aus dem Neustonnetz, die neben Plastikpartikeln auch einigen Beifang enthält-Annika Jahnke / UFZ

AK
20.3.24