Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt kräftig, und ein Ende des Anstiegs ist noch nicht absehbar, so eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Die schleppende Konjunktur mit zwei aufeinanderfolgenden Jahren einer leichten Rezession, der Zinsanstieg nach einer längeren Nullzinsphase, die Normalisierung der Insolvenzmeldungen nach Aussetzung der Antragspflicht während der Pandemie und strukturelle Schwächen im Kontext der Transformation der deutschen Wirtschaft und speziell der Industrie hin zur Klimaneutralität überlagerten sich dabei als Triebkräfte der negativen Entwicklung bei den Firmenpleiten. Trotzdem werde 2024 mit 22.400 Fällen voraussichtlich nur das Niveau der Insolvenzzahlen von 2015 erreicht, während in der Krise von 2003 noch über 39.000 Firmenpleiten jährlich verzeichnet wurden. Im laufenden Jahr könne der Wert auf circa 25.800 Insolvenzfälle ansteigen. Für den weiteren Verlauf der Insolvenzen erlange die konjunkturelle Entwicklung nach zwei „verlorenen Jahren“ eine zunehmend größere Relevanz. Die nachpandemische Normalisierung der deutschen Konjunktur und die Anpassung an das erhöhte Zinsniveau dürften inzwischen abgeschlossen sein.
In der Weltwirtschaft blieben die geopolitischen Verwerfungen bestehen. Es verfestige sich eine geoökonomische Blockbildung und diese belaste damit die Exporttätigkeit deutscher Unternehmen. Dabei überlagerten sich nachteilige konjunkturelle Faktoren mit einer handfesten Strukturkrise in Deutschland. Die sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschlands zeige sich gerade auch bei der nachlassenden Partizipation am globalen Warenhandel.
Die Konsumenten und Investoren blieben hierzulande wegen hoher Verunsicherungen weiterhin im Vorsichtsmodus und würden private Ausgaben zurückhalten. Das manifestiere sich einerseits in einer erhöhten Sparquote der deutschen Haushalte als auch dem seit der Pandemie stark gesunkenen Investitionsniveau der Unternehmen. In der Binnenwirtschaft führten die ungünstige demographische Entwicklung, die im internationalen Vergleich sehr hohen und weiter steigenden Abgabenlasten und die im Kontext der Transformation hohe wirtschaftspolitische Eingriffstiefe zu einer ausgeprägten Standortschwäche, die die Insolvenzen ansteigen lasse.
AK
25.3.25
