Aufblasbare Brücke

Luftkissen statt stützender Gerüste

Mit einer neuen, an der TU Wien entwickelten Baumethode hat die ÖBB-Infrastruktur AG nun eine Wildbrücke an der zukünftigen Koralmbahn errichtet. Statt stützender Gerüste kam ein Luftkissen zum Einsatz. Will man Brücken oder Kuppeln in gewöhnlicher Schalenbauweise errichten, dann muss man normalerweise ein teures Gerüst aufstellen. An der TU Wien wurde nun allerdings eine deutlich ressourcenschonendere und billigere Bautechnik entwickelt: Der Beton wird während des Bauprozesses nicht von einer Stützkonstruktion getragen, sondern von einem Luftkissen, das langsam aufgeblasen wird. Erste Großversuche fanden bereits vor drei Jahren auf einem Testgelände der TU Wien statt, nun wurde die neue Methode erstmals in der Praxis eingesetzt. Die ÖBB-Infrastruktur AG wandte mit TU-Unterstützung das Bauverfahren erfolgreich an, um eine Wildbrücke über einen neugebauten Streckenabschnitt der Koralmbahn zu errichten.

Man beginnt mit einer ebenen Betonfläche mit keilförmigen Aussparungen, die zu einer runden Kuppel wird. Unter der Betonplatte befindet sich ein riesengroßes Luftkissen aus Kunststoff, das langsam aufgeblasen wird, wenn der Beton ausgehärtet ist. Hydraulisch gespannte Stahlkabel sorgen dafür, dass der Beton während dieses Vorgangs die richtige Form annimmt. Der Aufblasvorgang zu einer länglichen Betonkuppel mit einer Innenhöhe von 7.60m dauerte ungefähr fünf Stunden. Um aus der Kuppel eine Brücke zu machen, wurde die Betonschale dann an beiden Enden abgeschnitten und mit einem Torbogen-Abschluss versehen. Die neue Koralmbahnstrecke wird unter der Brücke hindurchgebaut, außen an der Betonkonstruktion wird noch Erde angeschüttet, sodass Tiere in Zukunft problemlos über die Brücke auf die andere Seite der Bahnstrecke gelangen können.

Die Methode hat große Vorteile, verglichen mit herkömmlichen Brückenbautechniken: Man benötigt ein kleines bisschen mehr Beton, aber dafür 40% weniger Stahl.  Es wird damit gerechnet, dass diese Methode schließlich Einsparungen in der Größenordnung von 15-30% bringt.
  Bild: TU Wien – Durch Aufblasen eines Luftkissens wird eine ebene Betonfläche angehoben und gewölbt. Anschließend wird eine weitere Schicht oben zur Verstärkung der Konstruktion aufgetragen. 

AK
19.1.18