Chemie der Kinoluft

Luftanalyse im Kinosaal: Jeder Film hinterlässt ein charakteristisches Muster in der Atemluft.

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, haben während verschiedener Filmvorführungen die Luft in Kinosälen analysiert und festgestellt: Jeder Film hinterlässt ein charakteristisches Muster in der Atemluft. Ob eine Filmszene spannend, lustig oder eher langweilig ist, lässt sich somit neuerdings auch chemisch bestimmen. Anhand der Substanzmuster ermittelten die Forscher, wie die Zuschauer auf einzelne Filme reagierten, und zwar Szene für Szene. So konnten sie anhand ihrer Analyse auch rekonstruieren, welche Szene sich auf der Leinwand gerade abspielte; sie konnten diese sogar erkennen, ohne den Film zu sehen.Am eindeutigsten sind die chemischen Muster bei spannenden oder lustigen Szenen. So stiegen beispielsweise an einer Stelle, an der die Heldin um ihr Leben kämpft, die Werte für Kohlendioxid und Isopren in der Abluft deutlich an. Isopren ist eine von über 800 chemischen Verbindungen, die gesunde Menschen neben Kohlendioxid typischerweise in winzigen Mengen ausatmen. Eine Erklärung für die ansteigenden Kohlendioxid- und Isoprenwerte sehen die Mainzer Wissenschaftler darin, dass sich die Kinobesucher bei aufregenden Filmszenen anspannen, unruhig werden und schneller atmen. Eine andere molekulare Spur als die Spannungsmomente erzeugten lustige Sequenzen in der Atemluft.  Die Forscher sehen in den Atem-Messungen ein großes Potenzial etwa für die Erforschung des menschlichen Atems, die Rückschlüsse auf den Stoffwechsel erlaubt. Messungen in der Atemluft großer Menschenmengen bieten so auch eine Alternative zu Studien an Individuen, für die zunehmend ethische Hürden errichtet werden. Für die Messungen installierten die Forscher ihre Messgeräte im Technikraum des Kinos, um in der Abluft des Kinos Kohlendioxid und einhundert weitere chemische Komponenten aus dem Atem des Publikums zu bestimmen. Zu diesem Zweck nutzten sie Massenspektrometer, die alle 30 Sekunden eine Messung durchführen.Foto: Jochen Wulf, CineStar

Erstellt am 29.5.16
AK