Künstliche Hornhaut schenkt Augenlicht

In Deutschland warten 7000 Menschen auf eine Spenderhornhaut, die jedoch wie alle Spenderorgane Mangelware ist. Um diese Situation zu entschärfen, hat das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam in enger Zusammenarbeit mit dem Aachener Centrum für Technologietransfer ACTO e. V. künstliche Hornhäute entwickelt.

Wissenschaftliche Partner im Projekt »ARTCORNEA« sind die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das ACTO e. V. und die Augenklinik Köln-Merheim.

Es wurden zwei unterschiedliche künstliche Hornhäute entwickelt. Eine davon, ArtCornea®, kann als einfacher Transplantatersatz Patienten eingesetzt werden, die eine Spenderhornhaut gut vertragen, aber wegen des großen Mangels keine erhalten. Basis von ArtCornea® ist ein Polymer, das Wasser gut aufnehmen kann. Die Transplantatoberfläche ist mit einer neuen Oberflächenbeschichtung versehen, die die Oberfläche selektiv funktionalisiert. Der Haptikrand etwa wurde chemisch so verändert, dass er etwas hydrophober, also wasserabstoßender ist und Zellen darauf anwachsen können. So verbindet sich das Implantat mit dem umgebenden humanen Gewebe und erhält Stabilität.   ArtCornea® lässt sich optisch gut verankern, man erkennt nur noch die Naht. Es ist leicht implantierbar und ruft keine Immunreaktion hervor.


Auch bei der zweiten künstlichen Hornhaut, ACTO-TexKpro genannt, ist es gelungen, ein chemisch und biologisch inertes Basismaterial biologisch kompatibel zu machen. Hierfür wurde ein textiles Ausgangsgewebe aus Polyvinylidendifluorid selektiv mit einem reaktiven Molekül beschichtete, so dass der Rand des Implantats fest mit der natürlichen Hornhaut verwachsen kann, während die innere Optik aus Silikon frei von Zellen und somit klar bleibt. Die ACTO-TexKpro eignet sich vor allem für die Erstversorgung, etwa wenn die Hornhaut durch chronische Entzündungen, schwere Unfälle sowie Verätzungen oder Verbrennungen zerstört wurde.




Die künstlichen Hornhäute wurden zunächst im Labor geprüft und anschließend in vivo mehreren Kaninchen eingesetzt. Die implantierten Prothesen erwiesen sich über sechs Monate als reizfrei eingeheilt, klar und dicht im Auge verankert, eine Abstoßung fand nicht statt. Die Kontrollen nach den Operationen zeigten, dass die Tiere die künstlichen Hornhäute gut vertragen. Demnächst sollen die klinischen Tests an der Augenklinik Köln-Merheim starten. Die Chancen, dass sich die bisherigen positiven Ergebnisse in den klinischen Prüfungen bestätigen, stehen.Bild: Fraunhofer IAP – Die künstliche Hornhaut ArtCornea® lässt sich leicht implantieren. Sie ruft keine Immunreaktion hervor. 


Erstellt am 02.01.2012