Ölhavarien bekämpfen

Wissenschaftler am Lehrstuhl für Geotechnik und Küstenwasserbau der Universität Rostock haben eine neue Methode zur Ölbekämpfung im küstennahen Bereich sowie in Flachwassergebieten, selbst bei hohem Wellengang, entwickelt.

Aus der Luft werden dabei vom Flugzeug aus biologisch abbaubare Binder in der Größe von fünf mal fünf Zentimetern und einer Dicke von vier Millimetern abgeworfen. Auf den Bindern sind ölabbauende Mikroorganismen immobilisiert. Das Projekt der Universität Rostock ist mit zwei Millionen Euro vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert worden.  Im Juni wird das neu entwickelte System mit einem Forschungsschiff vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung, Warnemünde (IOW), in der Ostsee wie folgt getestet. Die Piloten der Flieger scannen die Oberfläche des Meeres ab und legen die Koordinaten einer angenommenen  Ölverschmutzung fest. Über ein zweites Flugzeug werden die biologisch abbaubaren Binder dann abgeworfen. Anschließend werden die Binder von der Wasseroberfläche aus mit Netzsperren einfangen oder von Land aus mit Vakuumtechnik aufgesaugt und thermisch entsorgt. Das Ziel ist, die kontaminierten Ölbinder im schwimmenden Zustand rasch einzusammeln. Dazu wurden Elemente klassischer Ölsperren mit Fischereitechnik kombiniert. Die entwickelte Netzsperre ist an Bojen aufgehängt und wird von zwei Schiffen gezogen. Die Biobinder wurden von der TU Dresden entwickelt und bestehen aus Holzfaserstoffen. Das sächsische Institut für angewandte Biotechnologie hat Stämme gewässertypischer Mikroorganismen untersucht und gefunden, mit denen die Binder bestückt werden. Die Mikroorganismen, die in der Lage sind, Öl abzubauen, werden aus dem Ostseewasser gezüchtet. Das Besondere: Die Organismen können  ein Jahr im trockenen Zustand leben. Kommen sie dann in Flüssigkeiten, beginnen sie zu wachsen und tun ihre Arbeit, nämlich Öl abbauen.

Das interdisziplinäre Verbundforschungsvorhaben zur luftgestützten Ölhavariebekämpfung trägt den Namen BioBind. Es wirkt sehr überzeugend in Ergänzung zu bestehenden Systemen und bedeutet eine zeitnahe, weitgehend seegangsunabhängige Reinigung von Flachwassergebieten und küstennahen Bereichen. Erste Reaktionen deuten darauf hin, dass diese neueste Technologie zur Ölbekämpfung auch im Süßwasser oder Boden zum Einsatz kommen könnte.Bild: Kristin Nölting/Uni Rostock – Die biologisch abbaubaren Binder haben eine Größe von 5 x 5 cm und eine Dicke von 4 mm

Erstellt am 22.6.2014